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Ein Fest der Worte

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Das Festival aller↔retour fand am 6. März im Le Nouveau Monde in Fribourg statt und wurde live übertragen.

Moderatorin mit 4 Gesprächspartnern

Links: der Autor Nicolas Verdan und seine Übersetzerin Hilde Fieguth. Rechts: der Autor Joseph Incardona. Auf dem Bildschirm: die Übersetzerin Lydia Dimitrow. Sylvie Jeanneret hat das Gespräch moderiert.

Wie der Übersetzerberuf zeigte sich das Programm der zweiten Ausgabe des Festivals für Übersetzung und Literatur am 6. März 2021 sehr vielfältig. Im Freiburger Kulturlokal Le Nouveau Monde wurde neben anderen Themen über das Gewicht der Bilder, Kriminalromane und Übersetzungen für die Bühne diskutiert. Der Freiburger Stadtammann Thierry Steiert teilte in seiner Begrüssungsansprache seine persönliche Erfahrung: «Für mich ist dieses Festival in mehrerer Hinsicht ein Heimspiel, denn ich bin sowohl Jurist als auch Übersetzer. Ich musste lernen, meine Kreativität bei der Übersetzung von juristischen Texten zu bremsen und ihr bei Botschaften und administrativen Texten freien Lauf zu lassen.»

Übersetzungswettbewerb für alle

Erstmals wurde ein Übersetzungswettbewerb lanciert, der mit rund 120 Eingaben von 150 Teilnehmenden auf grossen Erfolg stiess. Ausgezeichnet wurden die Musikalität, Textkohärenz, Kühnheit oder Poesie der Teilnehmenden – alles Laien –, welche Gedichte von Thierry Raboud, Eva Maria Leuenberger und Ariane von Graffenried übersetzt hatten. Überzeugt hat die Jury, neben anderen, die zweisprachige Klasse 2E3Z des Kollegiums St. Michael in Freiburg. Sie erhielt den Klassenpreis für ihre einfallsreiche, präzise und gewissenhafte Übersetzung von Eva Maria Leuenbergers Gedicht Sehnsucht.

Neuronale maschinelle Übersetzung

Das Gespräch zu automatisch übersetzten Texten war interessant - und auch kontrovers. Puristen kritisieren die Verarmung der Sprache, wie sie die Möglichkeiten der automatischen Übersetzung, die Samuel Läubli vom Institut für Computerlinguistik der Universität Zürich vorstellte, in ihren Augen mit sich bringt. Mutig das Bekenntnis der literarischen Übersetzerin Camille Logoz (28), sich auf die maschinelle Übersetzung zu stützen, um Zeit zu gewinnen und sich auf die Details konzentrieren zu können.

Details sind es auch, welche den Reiz des «Roman noir» ausmachen. Bei der Übersetzung von Die Coachin/La Coach von Nicolas Verdan dachte die Übersetzerin Hilde Fieguth zunächst, dass es sich um einen subtilen klassischen Roman ohne stilistischen Exzesse handle. Erst gegen Schluss wurde ihr klar, dass sie es mit einem «Roman noir» zu tun hatte. Für Lydia Dimitrow war die Übertragung der wuchtigen, zuweilen von Gewalt geprägten Sprache in Asphaltdschungel/Derrière les panneaux il y a des hommes von Joseph Incardona eine besondere Herausforderung. Der Autor räumt bereitwillig ein, dass dies das schwärzeste, schonungsloseste seiner Werke sei.

Ein dreisprachiges Manifest

Drei Frauen unterschiedlichster Herkunft, verbunden durch eine Stadt: Biel. Fork Burke, Myriam Diarra und Franziska Schutzbach sind die Herausgeberinnen der Geschichtensammlung I will be different every time, in der die Lebenswelten schwarzer Frauen in der zweisprachigen Stadt beschrieben werden. Ihr Alltag, geprägt von subtilem bis weniger subtilem Rassismus, lässt nicht unberührt. Das Buch ist in seiner Form einzigartig: Jede der drei Autorinnen schrieb in ihrer Muttersprache (d. h. auf Englisch, Französisch oder Deutsch). Wie sie sagen, war die Sprache nie ein Hindernis. Die Zusammenarbeit verlief sehr flüssig.

 

Aufgrund der aktuellen Situation fand das Festival online statt. Das Publikum konnte sich per Videokonferenz beteiligen.


Bibliographische Angaben:

Nicolas Verdan: Die Coachin (Lenos Verlag, 2020), La coach (éditions BSN Press, 2018)

Joseph Incardona: Asphaltdschungel (Lenos Verlag, 2019), Derrière les panneaux, il y a des hommes (éditions Finitude, 2015)

Fork Burke, Myriam Diarra und Franziska Schutzbach: I will be different every time (Verlag Die Brotsuppe, 2020)

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